Laut ist „out“?

Laut ist „out“ oder „Loud Pipes Saves Lives“ - muss Motorradlärm unbedingt sein?

In früheren Zeiten war es normal, dass Motorräder lauter waren als Autos. Das lag aber auch daran, dass die Motoren und Abgasanlagen bei einem Bike frei liegen. Bei neueren Motorrädern muss es aus technischen Gründen keinen unnötigen Lärm mehr geben. Im Prinzip könnte jede Maschine genauso leise sein wie ein Pkw. Allerdings wird es von uns Motorradfahrern eher nicht gewünscht. Der Sound ist ein wichtiges Merkmal eines Motorrads, gerade bei Harley-Fahrern. Jeder Motorradliebhaber erkennt meist anhand des Lärms, um welches Fabrikat es sich handelt. Deshalb gehört das Motorengeräusch genauso zur Maschine wie Leistung und das optische Erscheinungsbild.

Wie ist die gesetzliche Lage?

Motorräder dürfen einen gewissen Geräuschpegel nicht überschreiten. Sonst erhalten sie gar keine Zulassung. Es gibt jedoch im Zubehörhandel Teile, mit denen sich der Sound optimieren lässt. Auch diese Komponenten sind i. d. R. mit einer allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) ausgestattet. Deshalb ist es inzwischen völlig legal möglich, eine Maschine etwas lauter klingen zu lassen. Aber auch Motorradfahrer, die nicht solche Tuningteile benutzen, können die Lautstärke erhöhen. Das passiert immer dann, wenn in einem niedrigen Gang mit einer hohen Drehzahl gefahren wird. Es macht zahlreichen Bikern sehr viel Spaß, innerhalb einer Ortschaft oder entlang einer Promenade immer mal wieder am Gasgriff zu drehen, um den Motor aufheulen zu lassen. Allerdings fühlen sich viele Menschen davon gestört. Deshalb wurden inzwischen auch schon zahlreiche Straßen für Motorräder (leider)  gesperrt.

„Loud pipes save lifes“ – was ist dran an dieser Behauptung?

Motorradfans argumentieren, dass die hohe Lautstärke in vielen Situationen Leben retten könnten. Denn durch das Geräusch würden Autofahrer auf sie aufmerksam und Motorradfahrer nicht mehr so oft übersehen. Doch stimmt das wirklich?
Eine Untersuchung der Universität Bukarest ergab, dass keines von sechs Motorrädern in einer Entfernung von 10 Metern hinter dem Auto gehört werden konnte. Und selbst wenn der Autofahrer den Motorradfahrer bei näherer Distanz hören würde, wäre es für eine rechtzeitige Reaktion ohnehin bereits zu spät.
Das Argument, dass Lautstärke die Sicherheit erhöht, ist also zumindest sehr fraglich.

Werden Elektromotorräder die Lösung sein?

Elektromotorräder könnten nahezu geräuschlos fahren. Zudem weisen derartige Maschinen ein enormes Drehmoment auf. Ein hoher Fahrspaß ist aufgrund der beeindruckenden Dynamik auf jeden Fall garantiert. Allerdings ist die Nachfrage nach elektrisch angetriebenen Zweirädern eher gering. Einer der Gründer dürfte der Anschaffungspreis sein. Elektromotorräder sind deutlich teurer als Maschinen, die mit einem Verbrennungsmotor angetrieben sind. Zudem fehlen bei Elektromotorrädern die wichtigen Gestaltungsmerkmale wie der bullige Motor und der kernige Sound der Auspuffanlage. Die Emotion fehlt!

Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass elektrisch angetriebene Bikes eher futuristisch wirken und sich daher wohl eher gut für Technikfreaks eignen. Inzwischen stehen zahlreiche Modelle zur Wahl, die sämtliche Blicke auf sich ziehen.

Bildquelle: Yamaha Europe |  Yamaha TY-E 2.0 Elektro-Trail

Aktuelle Probleme, die noch behoben werden müssen, sind die lange Ladezeit sowie der mangelhafte Ausbau von Ladestationen. Da in einem elektrisch angetriebenen Zweirad nicht solche großen Akkus eingebaut werden können wie in einem Pkw, ist die Reichweite zumeist sehr begrenzt. Deshalb wird es sicherlich noch eine Zeit lang dauern, bis eine größere Anzahl an Elektromotorrädern auf den Straßen zu sehen ist. Bis dahin wird es noch viele Diskussionen um den Lärm von Motorrädern geben.

Allerdings gibt es auch bei den Motorrädern mit Verbrennungsmotoren Modelle, die nur eine geringe Reichweite haben. Dazu gehören unter anderem „Fabrikate aus den USA“, die mit recht winzigen Kraftstofftanks ausgestattet sind. Deshalb gilt das Argument (in speziellen Fällen) mit der geringen Reichweite nur bedingt. Wer elektrisch fährt, profitiert nicht nur von einem enormen Drehmoment, sondern der Fahrer kann sich wieder auf die eigentlichen Vorzüge des Motorradfahrens konzentrieren. Das sind die Natur und die Freiheit.

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